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Das Ehrenamt in der Jugendarbeit – eine super School-Life-Balance

Ein Interview mit Vanessa Zedler, 16 Jahre alt, über ihr ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit des offenen Jugendtreffs DON in Georgensgmünd, über das Ehrenamt während der Coronapandemie und über Partizipationsmöglichkeiten für Jugendliche.

Vanessa ist seit Mitte 2021 beim DON aktiv. Geleitet wird der Jugendtreff von der Gemeindejugendpflegerin und gfi Mitarbeiterin Lisa Egger.

Jugendliche sitzen auf einer Mauer und schauen in die ferne

1.      Was bedeutet es für dich beim DON mitzumachen?

Mir bedeutet es sehr viel, ich durfte in den vergangenen Jahren viel lernen, konnte viel an Selbstvertrauen gewinnen. Ich habe gelernt offen auf andere Jugendliche zuzugehen. Das hätte ich ohne das DON, die anderen Engagierten hier und der Lisa (Lisa Egger. Leiterin des DON) nicht geschafft. Mein derzeitiger Freund hat mich ins DON mitgenommen. Ich habe mich sofort wohlgefühlt und mich immer mehr ins Team eingebracht. Ich wurde akzeptiert, wie ich bin und wie ich war. Im DON habe ich gespürt, dass es nicht falsch ist, wenn ich was sage. Das fand ich einzigartig und deswegen bin ich da geblieben.

 

2.      Durch so eine Erfahrung und den Austausch mit anderen Jugendlichen, kriegt man bestimmt auch einen breiteren Blick auf das, was in der Gemeinde und auch darüber hinweg passiert. Was denkst du, sollten sich Jugendliche selbst für ihre Belange einsetzen, oder kann man es der Stadtverwaltung/Politik/Gesellschaft im Allgemeinen überlassen, die Jugendlichen im Blick zu haben?

Jugendliche sollten sich für ihre Belange selbst einsetzen, aber sie sollten auch dafür Unterstützung von der Gemeinde, von der Politik, von den Zuständigen bekommen. Damit das, was die Jugendlichen sich wünschen, akzeptiert und bestmöglich umgesetzt wird.

Wir sollen an der Gesellschaft teilhaben und nicht als unwissende Kinder abgestempelt werden. Jugendliche sind genauso Menschen, die Etwas im Kopf haben und sollten bei den gesellschaftlichen Entscheidungen mit einbezogen werden. Die Gemeinden sollten Jugendliche bei ihren Interessen und Wünschen extrem unterstützen, damit sie eine sehr schöne Jugend haben dürfen und können.

 

3.      Wie wichtig findest du es, dass sich Jugendliche selbst engagieren, vielleicht auch außerhalb des Jugendbereichs und wieso?

Ich finde es ist jedem selbst überlassen, ob man ein Ehrenamt übernehmen will oder nicht und wo. Aber die Lust auf eine solche Aufgabe sollte schon irgendwo in einem schlummern. Das kann nicht jeder Jugendliche auch nicht jeder Erwachsene. Hinter solchen Ehrenämtern stecken viel Verantwortung, Engagement und vor allem Spaß, den man mitbringen muss. Man soll das nicht für den Lebenslauf machen. Die Motivation muss aus einem selbst herauskommen.

Wenn ich keine Lust habe, mit den Jugendlichen etwas zu machen, sei es kochen oder etwas spielen, dann sollte ich es lassen und mir etwas anderes suchen, das vielleicht besser zu mir passt.

 

4.      Jetzt haben wir für Engagement eine etwas schwierige Zeit hinter uns. Konntest du dich während der Coronapandemie engagieren? Wie hast du diese Zeit für dich empfunden?

Es war eine schwierige Zeit. Wir konnten nicht viel unternehmen, sondern saßen immer vor dem PC, um den Kontakt beizubehalten. Wir haben versucht uns trotzdem irgendwie zu engagieren und hatten monatliche Sitzungen. Vieles, was wir im Jugendtreff gemacht hatten, haben wir versucht dann irgendwie online, digital umzusetzen. So dass man nicht nur am Rechner „zockt“, sondern zusammen kommuniziert. Wir haben uns viel online darüber ausgetauscht, wie es einem geht, oder auch über schulische Themen und vor allem, wie es nach der Pandemie weitergehen soll.

 

5.      Die Pandemie ist jetzt vorbei und man kann sich wieder offline Treffen, Aktionen organisieren... Wenn du ein Wunschkonzert starten könntest, was würdest du dir in Georgensgmünd für Jugendliche noch an Angeboten wünschen?

Ich weiß, dass es ein großer Aufwand ist, das alles anzubieten, aber ich würde mir mehr größere Aktionen für alle Kinder und Jugendliche wünschen, die nicht unbedingt nur die Lisa machen muss, sondern auch mal was von anderen Organisationen für alle Kinder und Jugendliche in Georgensgmünd kommt. Konkret wären das beispielsweise Freizeiten für die Kleineren über das Wochenende mit Inhalten, die Kinder gerne machen. Die Angebote sollten nicht nur für ein paar Stunden sein, sondern über einen längeren Zeitraum, damit man von zuhause rauskommt.

Für Jugendliche würde ich mir noch mehr entsprechende Angebote wünschen. Wie zum Beispiel ein Ausflug nach Nürnberg in die Trampolinhalle, ein Geocaching oder auch einfach mal ein Ort, wo wir uns zurückziehen können und nur für uns sind. Alle Angebote müssten inklusiv sein und sich auch an Kinder und Jugendliche mit Behinderung richten.

 

6.      Wie wichtig findest du Partizipationsangebote für Jugendliche auf Gemeinde-, Landes-, Bundesebene, um eben die Bedürfnisse der Jugendlichen auf die Agenda zu setzen?

Ich finde solche Beteiligungsangebote für Jugendliche sehr wichtig, da sie bei bestimmten Themen mitwirken und einbezogen werden müssen. Vor allem bei Themen, die uns Jugendliche betreffen. Manche Erwachsenen kennen die Bedürfnisse der Jugendlichen gar nicht, entscheiden aber über Themen, welche die Jugendlichen betreffen. Wir sollen an der Gesellschaft teilhaben dürfen und nicht als „unwissende Kinder“ abgestempelt werden. Dieser Aspekt spielt bei der Partizipation der Jugendlichen eine große Rolle.

 

7.      Wie stehst du zur Herabsetzung des Wahlalters? Denkst du, das würde den Jugendlichen mehr Spielraum bieten, ihre Themen in der Politik zu setzen, oder sollten eher andere Formen der Partizipation ausgebaut werden?

Da bin ich etwas zweigespalten. Einerseits finde ich es gut, dass das Wahlalter auf 16 heruntergesetzt werden soll, aber andererseits habe ich auch meine Bedenken dabei. Es gibt sehr viele Jugendliche, die sich noch nie mit der Politik auseinandergesetzt haben und aus Spaß oder Unwissenheit irgendwen wählen. Diese Erfahrung habe ich aus meiner eigenen Schulklasse. Dort gibt es nur wenige die sich überhaupt einmal mit Politik auseinandergesetzt haben. Trotzdem fände ich es auch gut, weil es insgesamt viele gibt, die sich intensiv damit beschäftigen und durch die Wahlbeteiligung ein gewisses Mitspracherecht hätten. Diese Stimmen wären dann genau wie die von Erwachsenen akzeptiert.

Mein Fazit ist, dass mit enormer Aufklärung über gewisse politische Grundthemen Jugendliche ab 16 Jahren auch durchaus wählen dürfen.  Dabei meine ich nicht die Aufklärung über populistische Parteien, sondern allgemein über das politische System. Das fehlt aber auch bei vielen Erwachsenen.

Doch viele Jugendliche werden vom Elternhaus aus überhaupt nicht über die gesellschaftlichen Vorgänge aufgeklärt. Die haben kein so tolles Elternhaus. Die kriegen fast nichts von Zuhause mit. Denen wird nichts beigebracht. Denen wird einfach nur gesagt: „Kümmere dich alleine um das, was du lernen willst.“ Nach dem Motto werden viele von uns erzogen.

 

8.      Du machst die Julaica-Ausbildung. Das ist die Ausbildung für ehrenamtliche Gruppenleiter*innen in der Jugendarbeit. Wieso hast du dich dazu entschieden?

Ich mache aktuell diese Ausbildung, weil ich mehr zu den Themen der Jugendarbeit lernen möchte. Außerdem möchte ich auf Situationen in der Arbeit mit Jugendlichen vorbereitet sein, um nicht planlos versuchen zu müssen, mit den Jugendlichen und Kindern richtig zu kommunizieren.

Ich lerne sehr viel Neues dazu und das freut mich sehr. Ich finde das Thema Jugendarbeit faszinierend und möchte mich da möglichst gut ehrenamtlich engagieren. Mit der Julaica-Schulung kann man an weiteren Schulungen teilnehmen und tiefer in das Thema einsteigen.

 

9.      Wo möchtest du dich in nächster Zeit in der Gemeinde engagieren?

Ich möchte mich weiterhin im Jugendtreff engagieren. Ich weiß nicht, ob sich daraus auch ein Beruf ergibt, weil ich durch meine Schulausbildung auf einer Wirtschaftsschule eher in die wirtschaftliche Richtung gehen möchte.

Aber das Ehrenamt ist ein super Ausgleich zum Schulalltag, weil es extrem viel Spaß macht, hier mit den anderen Ehrenamtlichen und mit Lisa mitzuarbeiten.