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Eine Brücke für autistische Schülerinnen und Schüler

Der 02. April ist der Welttag des Autismus. An dem Tag wollen wir das Bewusstsein für Autismus fördern. Um Menschen mit ASS die Inklusion am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern, unterstützt die gfi die Betroffenen mit vielen Angeboten, beispielsweise mit unseren Schulbegleitungen.

Schulbegleiterin Sabine Sprock steht auf einer Brücke im Winter.

Die gfi-Schulbegleitung hilft Kindern mit ASS, sich im Schulalltag zurechtzufinden. Wie es ist Kinder mit ASS zu begleiten, erzählt unsere Kollegin Sabine Sprock.

 

Hallo,

mein Name ist Sabine Sporck. Ich bin 54 Jahre alt und habe einen 28-jährigen Sohn der Autismus-Spektrum-Störung (ASS) hat. Seit über 6 Jahren bin ich Schulbegleiterin eines asperger-autistischen Jungen.

In der Anfangsphase ist es schwierig Kontakt mit dem Schüler aufzubauen, da Kinder mit ASS sich sehr in ihre Phantasiewelt zurückziehen sobald etwas neu für sie ist. Durch Struktur und Gespräche gewinnen die Kinder Sicherheit und öffnen sich der Betreuungsperson. Lehrer haben meistens nicht die Zeit auf das ASS Kind einzugehen. Da sind dann die Schulbegleiter gefragt.

Ich erleichterte die Kommunikation zwischen Lehrkräften, Klassenkameraden und ASS-Kind. Wenn es zu Spannungen kommt, unterstütze ich die Suche nach Lösungen, die für alle gut sind.

Das beginnt:

Beim Schreiben – Ich wähle mit dem Kind zusammen einen geeigneten Stift aus. Manchen Kindern mit ASS fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen.

Beim Abheften von Arbeitsblättern – Der Schüler, den ich begleite, benötigt immer wieder Unterstützung dabei, den richtigen Ordner auszuwählen und die Unterlagen abzuheften.

Beim Arbeiten im Buch – Ich helfe dabei, die richtige Seite aufschlagen, zeige die einzelnen Aufgaben und wiederhole die Erklärungen der Lehrkraft.

In der Pause – Da die Pause keine Struktur hat, laut und unruhig ist, brauchen Kinder mit ASS unter Umständen Alternativen, wie zum Beispiel einen Ort zum Malen, Chillen oder einfach zum Reden.

Aktionen mit Klassenkameraden – es ist egal, ob es um Gruppenarbeit geht oder um einen gemeinsamen Ausflug. Ich merke, dass der Schüler froh ist, dass ich da bin und ihm den Rücken stärke. Er kommt auch mal zu Wort - und wenn er mal was Falsches sagt, achte ich darauf, dass er nicht ausgelacht wird.

Erfolg

Inzwischen ist der von mir begleitete Schüler im letzten Schuljahr. In die Klassengemeinschaft ist er voll integriert. Durch sein gutes Allgemeinwissen bekommt er Anerkennung. Er hat außerordentlich viel gelernt – nicht nur den Schulstoff, sondern auch in der Kommunikation mit anderen. Er kann sich vor die Klasse stellen und ein Referat halten. Er spielt mit einem Mitschüler ein Gesellschaftsspiel. Er schafft es in der Pause, mit anderen Kindern draußen zu sein und selbständig wieder ins Klassenzimmer zu kommen. Er macht sich Gedanken über die Zeit nach der Schule und stellt Fragen über seine Zukunft.

Als ich ihn vor sechs Jahren kennen lernte hatte er große Angst vor der Schule und war sehr verunsichert. Heute sagt er mir, er geht lieber zur Schule, als dass er Zuhause sitzt. Wenn er etwas für ihn Schwieriges geschafft hat, bekommt er keine großen Belohnungen, er bekommt Zeit von mir. Zeit zum reden – ich höre zu und er redet – egal was. Das ist ihm das Wichtigste überhaupt.

Hintergrund:

Menschen mit ASS können sich in ihren Stärken, Schwächen, Vorlieben und Bedürfnissen stark voneinander unterscheiden. Jedoch verarbeiten sie Informationen und Wahrnehmungsinputs anders als neurotypische Menschen (Mehrheit der Bevölkerung). Dadurch entstehen ihnen teilweise gravierende Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und der Kommunikation. Auch das Verhaltensrepertoire von Autistischen Menschen wirkt für die neurotypische Mehrheit oft befremdlich.