Vielfalt Chancen geben

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Projekt ChanchenGleich

ChancenGleich bringt Menschen, die großes gesellschaftliches Engagement leisten, mit Menschen zusammen, die aus Drittstaaten geflohen sind, ein Bleiberecht haben und sich hier in Bayern einbringen wollen. Ziel von ChancenGleich ist es, Teilhabe zu erleben und zu ermöglichen. Es schafft Raum und fördert die Bereitschaft offen aufeinander zuzugehen.

Teilnehmerinnen de Projektes Chancengleich der gfi-Akademie für philosophische Bildung und Wertedialog  bei eine Kochworkshop.

Dieses Projekt fand nach zwei Jahren intensiver Gruppenarbeit, in ganz Bayern verteilt, seinen Abschluss im Garten der Kester-Haeusler-Stiftung in Fürstenfeldbruck. Hier trafen sich die Workshopleitungen um sich auszutauschen, Highlights und Stolpersteine zu teilen, um zu reflektieren und die Gemeinschaft zu genießen.

ChancenGleich ist ein Projekt der gfi-Akademie für Philosophische Bildung und Wertedialog.

 

Christophe Rude, Leiter der Akademie, gibt tiefere Einsichten

 

Das Projekt ChancenGleich ist ein etwas ungewöhnliches Integrationsprojekt, denn in den Workshops wird erst einmal gemeinsam Philosophiert.

C.R: Tatsächlich geht es zunächst um die Einzelperson und darum wo und wie sich der einzelne Mensch im Leben und in der Gesellschaft verortet. Wir haben mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Fragen diskutiert, wie „Welche Ideen hast du für das Hier und Jetzt? Was ist für dich eine lebenswerte Gesellschaft? Was möchtest du bewirken? Was verbessert deine Zukunft und die der anderen?“

Was hat sich für euch als Quintessenz aus diesen Fragen herausgeschält?

C.R: Für uns war es sehr überraschend, was da an Bedürfnissen zusammengekommen ist, hinweg über die fast schon klischeehaften Ideen darüber, was Geflüchtete brauchen könnten. Das konnten wir in Gruppen und bei einzelnen Teilnehmenden beobachten, bei denen am Anfang wenig Gesprächsbereitschaft war. Sie haben sich im Laufe des Projekts geöffnet und auch intensiv untereinander ausgetauscht.

Was braucht ein Mensch, damit Ideen umgesetzt werden?

C.R: Zusammengefasst kann man sagen, dass Anerkennung und das Gefühl ernst genommen zu werden immens wichtig sind, um überhaupt den Mut aufzubringen eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Am meisten hat uns beeindruckt, dass die Teilnehmenden des Projekts ziemlich schnell ihre Stimme gefunden haben. Sie haben teilweise zum ersten Mal erfahren, wie es ist, wenn jemand ihnen wirklich zuhört. Wenn Sie als Geflüchtete nicht in eine Schublade mit vorgefertigten Angeboten gesteckt werden, sondern auf ihre persönlichen Bedürfnisse geschaut wird.

Nun trotz Anerkennung, viele neuangekommenen Migrant*innen kennen die hiesigen Strukturen einfach nicht. Also wird es schwer für sie die Antworten auf eure Eingangsfragen hier in Deutschland in die Tat umzusetzen.

C.R: Deswegen war der zweite Schritt eben diese Strukturen gemeinsam kennenzulernen und erst im dritten Schritt mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Strategien zu entwickeln, die für sie ganz persönlich hier in Deutschland funktionieren können, um ihre Ideen zu verwirklichen.

Hast du konkrete Beispiele?

C.R: Eine Frau hat Lust gekriegt Fahrradfahren zu lernen und hat das dann auch umgesetzt. Zwei weitere Frauen konnten Kontakt zu einer Eventbäckerei herstellen und können nun dort in Form von Backworkshops ihre syrischen Backkünste anbieten. Das klingt möglicherweise nach Wenig, doch solche Schritte sind immens wichtig. Mit dem Fahrrad von A nach B kommen zu können, in einem Land, in dem fast alle Fahrrad fahren, bedeutet dazu zu gehören. Sein Wissen in einem Backevent weiterzugeben, bedeutet Anerkennung zu bekommen und das Gefühl mit der Gesellschaft etwas Wichtiges, Eigenes zu teilen.

Was nehmen deiner Meinung nach, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch aus dem Projekt mit?

C.R: Wir haben eine Menge an positiven Lerneffekten gesehen, für die Fähigkeit sich auszudrücken, für die Bereitschaft sich mitzuteilen und für die Selbstwirksamkeit, welche die Teilnehmenden in ihrer Kommunikation erfahren. Ich denke, dass erleichtert ihnen, in der deutschen Gesellschaft selbstbewusster aufzutreten und so leichter teilzuhaben.

Das klingt nach einem schönen Mehrgewinn.

Teilnehmer de Projektes Chancengleich der gfi-Akademie für philosophische Bildung und Wertedialog laufen auf der Straße.C.R: Ja, ich bin ganz froh, dass wir das Projekt so umsetzen konnten und hoffentlich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eben was Positives auf den Weg mitgeben konnten. Dabei hat uns die Corona-Pandemie fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war zu Beginn fast unmöglich die Menschen zu erreichen, die im Mittelpunkt des Projekts stehen. Erst im zweiten Halbjahr war es möglich, dass wir uns ganz gezielt auf die Workshops mit den Geflüchteten konzentrieren. Das Projektteam leistete klasse Arbeit, denn die Intensität war sehr fordernd. Gleichzeitig haben wir gelernt, was das Projekt genau leisten kann und wie eine Fortsetzung aussehen muss.

Das bedeutet es geht mit dem Projekt weiter?

Wir haben Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet, welche die Methode mit Geflüchteten selbst in ihren Organisationen, Vereinen oder Initiativen umsetzen können. Wir haben durch die Erfahrung in der praktischen Umsetzung das Gesamtkonzept etwas angepasst und beantragen nun beim Asyl-,Migrations-, und Integrationsfonds der Europäischen Union ein Folgeprojekt.

 

Mehr Infos zu ChancenGleich, Impressionen & Erfahrungen der Teilnehmer*innen gibt es hier: https://chancengleich.eu