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Vom FSJ zur Berufung: Interview mit Luca Alt - Ein Jahr FSJ bei der gfi in Georgensgmünd

Luca Alt, 18 Jahre alt, absolvierte im Schuljahr 2022/2023 sein FSJ bei der gfi in Georgensgmünd. Im Interview erzählt er über seine zwei Einsatzorte, den Jugendzentrum DON und Realschule Roth und wie ihn die das freiwillige soziale Jahr für seinen weiteren beruflichen Werdegang geprägt hat.

Luca Alt der FSJ-ler  des Jugendtreffs DON der Gemeinde Georgensgmünd sitzt auf einem Kindertraktor in einem Blumenfeld

die gfi: Vor ungefähr einem Jahr hast du dich entschieden, ein freiwilliges Soziales Jahr bei der gfi in Georgensgmünd zu machen. Wie bist du auf diese Idee gekommen und wie war der Bewerbungsprozess?

Luca Alt: Ich hatte eine Ausbildung als Elektriker angefangen. Aber das Handwerkliche hat mir nicht so gut gefallen, also habe ich mich in Richtung Soziales orientiert. Meine Mutter hat mir von der Möglichkeit, eines freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) zu machen, erzählt und ich habe mich beim TSV, dem Turnsportverein in Georgensgmünd, beworben. Der FSJ Platz dort war schon vergeben, also haben sie meine Bewerbung an Lisa Egger (gfi- Gemeindejugendpflegerin im Jugendzentrum Don, Georgensgmünd) weitergeleitet. Nach einem Vorstellungsgespräch konnte ich mein FSJ bei der gfi anfangen.

 

die gfi: In welchen Bereichen hast du während deines FSJs gearbeitet?

L. A.: Ich war in der offenen Ganztagsklasse der Realschule Roth und im Jugendtreff Don in Georgensgmünd tätig.

Im Don habe ich die Jugend- und Kindertreffs vorbereitet, Aktionen geplant und durchgeführt, Einkäufe getätigt und die Kinder betreut. Wir haben zum Beispiel Kochaktionen und Bastelprojekte durchgeführt. Meine erste große Aktion war ein Bastelprojekt. Das habe ich alleine geplant, das Material eingekauft und durchgeführt.

An der Schule habe ich mit den Kindern gegessen, bei den Hausaufgaben geholfen. Das bedeutet ich habe die Kinder während des Nachmittags betreut und zum Beispiel beim Mittagessen auch aufgepasst, dass sie keinen Quatsch machen, dass nicht beispielsweise Löffel und Gabeln durch die Gegend fliegen. Nach der Hausaufgabenzeit haben wir oft Sport gemacht, gespielt oder auch einfach nur geredet.

 

Luca Alt, fsj-ler Jugendtreff DON Georgensgmünd im Jugendtreff mit Kindern und Jugendlichendie gfi: Gab es weitere besondere Projekte oder Veranstaltungen an denen du teilgenommen hast oder diese organisiert hast?

L. A.: Ja, ich habe an der Jugend-Zukunftswerkstatt in Georgensgmünd teilgenommen und dort eine Gruppe geleitet. Im Don habe ich mehrere Projekte durchgeführt, darunter eine Pflanzaktion, eine Bastelaktion mit Slime, mehrere Kochaktionen und einen Spieleabend. Ich habe auch eine Übernachtung für Jungs organisiert. Die Jungs haben sich das gewünscht, weil wir zuvor eine Mädchenübernachtung angeboten hatten. Daraus habe ich dann ein kleines Projekt gemacht und das kam bei den Jungs sehr gut an. Zudem habe ich beim Wasserradfest mitgeholfen. An der Schule habe ich ebenfalls eine Bastelaktion mit Slime durchgeführt.

 

die gfi: Wie war deine persönliche Erfahrung in der Interaktion mit den Kindern und Jugendlichen, die das Don besucht haben? Gab es Unterschiede in deiner Arbeit mit den Kindern zwischen dem Don und dem offenen Ganztag in der Schule?

L. A.: Es hat mich immer gefreut, wenn die Kinder zum Don wiederkamen. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie ihren Nachmittag hier verbringen. Die Interaktion mit den Kindern und Jugendlichen hat mir persönlich viel Spaß gemacht.

Es gibt definitiv Unterschiede zwischen der Arbeit im Jugendhaus und der Schule. Der Ablauf ist ganz anders. Wir essen im Don nur, wenn es eine Kochaktion gibt. Vielleicht ist der größte Unterschied, dass die Kinder ins Don nicht aus schulischen Gründen kommen. In der Schule ist der Ablauf geregelter und im Don kann man mehr pädagogisch mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten.

 

die gfi: Wie alt waren die Kinder, mit denen du gearbeitet hast?

L. A.: In der Schule waren sie zwischen elf und fünfzehn Jahre alt, also von der fünften bis zur achten Klasse. Im Don ist es unterschiedlich. Am Mittwoch, beim Kids-Treff, sind die Kinder ab sieben Jahren da. Am Donnerstag, beim Teen-Treff, ab neun Jahren und am Freitag, beim Jugendtreff, ab zwölf Jahren. Beim Jugendtreff variiert das Alter stark, manchmal sind zwölf bis fünfzehn Jährige, manchmal sind auch zwölf bis zweiundzwanzig Jährige da.

 

die gfi: Du hast also Kinder und Jugendliche mit einer großen Altersspannweite betreut. Gab es Unterschiede in der Interaktion mit Kindern und Jugendlichen, zum Beispiel, dass die Älteren eher nicht mitmachen wollten?

L. A.: Ja, vor allem in der Schule merkte ich das. Da war schwieriger, die älteren Schüler für Aktivitäten wie Basteln oder Fußballspielen zu begeistern. Die jüngeren Schüler waren in der Regel begeisterter. Es war hilfreich, offen mit den älteren Schülern zu kommunizieren und ihnen Optionen zu geben, ihnen anzubieten zum Sportplatz mitzukommen und die Teilnahem am Fußballspielen offen zu lassen, oder einfach zu sagen: ‚Schaut es euch an und wenn ihr nicht mitmachen wollt ist das OK‘.

 

die gfi: Wie war das für dich, wenn die Angebote gut angenommen wurden?  Wie hast du dich dann gefühlt?

L. A.: Da habe ich mich natürlich sehr gefreut, besonders wenn meine größeren Projekte gut liefen. Es war ein tolles Gefühl, zu sehen, dass die Kinder Spaß hatten und die Projekte wiederholen wollten. Das war dann definitiv ein Erfolgserlebnis. Vor den Aktionen war ich schon etwas aufgeregt, weil ich nicht wusste ob die Angebote angenommen werden, oder ob einfach irgendetwas dazwischen kommt und das Projekt nicht stattfinden kann.

 

die gfi: Gab es während Ihres FSJ Herausforderungen oder Frustrationsmomente? Wie bist du damit umgegangen?

L. A.: Bei Gaming-Aktionen im Don, wenn eine Streetworkerin mit einer Nintendo Switch kam, war es manchmal frustrierend, wenn die Kinder lieber Videospiele spielen wollten als andere Aktivitäten, die ich im Angebot hatte. Aber insgesamt gab es keine großen Frustrationen.

Eine Herausforderung war es, zu den Seminaren für FSJler nach München zu fahren, da die Züge manchmal unzuverlässig waren. Die Seminare waren für mich vom Inhalt her auch nicht ganz passend. Ich habe gehofft, dort was Neues für die Arbeit zu lernen. Zum Beispiel Konfliktlösungsansätze, oder pädagogische Herangehensweisen für die Arbeit mit den Jugendlichen. Doch der Inhalt der Seminare war eher einfach Schule, neunte Klasse.

 

Luca Alt fsj-ler im Jugendtreff DON, Georgensgmünd beim Spaziergang im Wald mit Kinderndie gfi: Wie würdest du die Bedeutung so eines Jugendtreffs für eine Gemeinde einschätzen?

Vor dem FSJ konnte ich mir unter einem offenen Jugendtreff wenig vorstellen. Ich dachte das sei so ein Café für Jugendliche.  Aber während des FSJs habe ich dann gemerkt, wie wichtig so ein Treff für Kinder und Jugendliche in einer Gemeinde ist. Man kann hinkommen, soziale Kontakte pflegen, neue Leute Kennenlernen, sich einfach austauschen. Dieser zwischenmenschliche Kontakt zwischen Jugendlichen auch zwischen jüngeren und älteren ist für die Entwicklung der Kinder immens wichtig.

Allein was sie bei einer Kochaktion an Selbstständigkeit lernen: Die Zutaten auswählen, selbstständig vorbereiten und Verantwortung übernehmen. Jede Pizza ist ein kleines persönliches Projekt für die. Das Gelernte nehmen Sie auch mit nach Hause, wo sie dann auch sagen können: ‚Hey lass uns mal eine selbstgemachte Pizza machen.‘

 

die gfi: Wie hat deine Arbeit im Jugendtreff und die Interaktion mit den Jugendlichen dein persönliches Wachstum und deine Entwicklung beeinflusst?

L. A.: Das FSJ hat definitiv zu meiner Persönlichkeitsentwicklung beigetragen. Ich bin offener geworden, ich habe gelernt, wie man auf Kinder und Jugendliche, auch auf junge Erwachsene meines Alters, zugeht. Wie man eine gute Konversation führt oder wie man eine Situation entschärft, wenn sich jemand streitet.

Ich habe viel über mich selbst und die Arbeit im sozialen Bereich gelernt. Es hat mir gezeigt, dass ich Freude an daran habe.

 

die gfi: Würdest du jemandem, der überlegt, ein FSJ in der Jugendarbeit oder in der Schülerbetreuung an Schulen zu machen, dazu raten?

L. A.: Ja, ich würde es definitiv weiterempfehlen. Erstens ist das eine gute und sinnvolle Sache und zweitens braucht man immer motivierte Leute im sozialen Bereich. Es ist eine super Möglichkeit, in die soziale Arbeit einzusteigen. Es ist abwechslungsreich und spannend. Man hat jeden Tag etwas anderes zu tun, da schleicht sich schwer eine langweilige Routine ein. Ich finde es sehr spannend die Entwicklung der Kinder zu beobachten oder auch nur ihre Sichtweise auf die Welt zu sehen.

 

die gfi: Was sind deine Pläne für die Zukunft? Hat das FSJ deine Karrierepläne verändert?

L. A.: Das FSJ war für mich definitiv ein Game Changer. Ich hatte vorher eine handwerkliche Ausbildung gemacht. Jetzt will ich mich aber im sozialen Bereich weiterentwickeln. Ich habe mich bei der Kinderpflegeschule in Schwabach beworben und plane, eine Ausbildung zum Kinderpfleger und anschließend zum Erzieher zu machen.

Ich kann mir vorstellen, in einer Einrichtung wie einem Jugendtreff oder einer Nachmittagsbetreuung zu arbeiten. Das FSJ hat mir definitiv geholfen, meinen Weg in der Berufswelt zu finden.

 

die gfi: Vielen Dank für das Interview, Luca.