
Ein kraftvolles Zeichen der Hoffnung erfüllte am Mittwoch das Schweinfurter Rathaus: Rayan Alhariri betrat die Bühne – mit selbstbewusstem Blick und einem selbst verfassten Gedicht, das tief berührte. In eindrucksvollen Worten schilderte sie ihre Erfahrungen als Mädchen mit Migrationshintergrund – ehrlich, bewegend und voller Mut.
Die feierliche Zertifizierungsveranstaltung der Projekte HEROES und tHERe4u war weit mehr als ein offizieller Akt – sie war ein Fest des Engagements, der Vielfalt und des Miteinanders. Ein Jahr lang hatten sich junge Menschen mit Herz und Verstand den großen Fragen von Ehre, Identität und Gleichstellung gestellt. Sie haben diskutiert, hinterfragt, sich gegenseitig gestärkt – und sind nun bereit, als Botschafter*innen des Wandels ihr Wissen und ihre Haltung in die Welt zu tragen.
Die gfi (Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration), die diese Projekte in Schweinfurt umsetzen, fördern mit HEROES und tHERe4u gezielt junge Menschen mit Migrationsgeschichte, die sich für ein gleichberechtigtes Zusammenleben stark machen.
Bereits zum neunten Mal erhielten junge Männer der HEROES-Ausbildungsgruppe ihre Zertifikate. Sie haben gelernt, wie sie als Multiplikatoren in Schulen und Jugendeinrichtungen wirken können – mit Workshops, Gesprächen und vor allem: mit Haltung. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie junge Menschen Verantwortung übernehmen – für sich, für andere und für eine gerechtere Gesellschaft“, betonte Stephan Zeller, Standortleiter des bfz Schweinfurt, in seiner Ansprache.
Die Mädchen der Initiative tHERe4u wurden für ihr Engagement ausgezeichnet. Der selbstgewählte Name steht für Hilfsbereitschaft, Empowerment und Solidarität – besonders mit jenen, die in Ehrenkulturen nach Orientierung suchen. Projektleiterin Jenny Kahl beschreibt das Konzept als einen Raum, „in dem jungen Frauen ihre Stimme finden, sich gegenseitig stärken und für andere einstehen“. Diese Haltung, so Kahl weiter, sei heute wichtiger denn je. Die Teilnehmerinnen setzen sich aktiv gegen Fremdbestimmung ein und zeigen, dass Gleichberechtigung keine kulturellen Grenzen kennt.
Musikalische Einlage
Für eine besondere, mitreißende Atmosphäre sorgte die neu gegründete Band DJiDJOH – ein Name, der aus dem Togolesischen stammt und so viel bedeutet wie „die Freude zurückholen“. Und genau das gelang den Musiker*innen mit jeder Note. Ihre Musik war nicht nur Klang, sondern Ausdruck gelebter Geschichten: Alle Bandmitglieder haben afrikanische Wurzeln und bewegende, teils dramatische Lebenswege hinter sich. Sie verwandelten Schmerz in Kraft, Vergangenheit in Rhythmus – und rissen das Publikum mit. Die Gäste klatschten begeistert mit, ließen sich von den Rhythmen tragen, und die Feier erhielt durch diese musikalischen Momente eine lebendige Leichtigkeit.
Die Veranstaltung war nicht nur ein feierlicher Abschluss, sondern auch ein starkes öffentliches Signal. Zahlreiche Gäste aus Politik, Bildung und Zivilgesellschaft waren eingeladen – darunter Vertreterinnen von Schulen, Kooperationsprojekten sowie kommunale und staatliche Entscheidungsträgerinnen.
Besondere Grußworte kamen von der 2. Bürgermeisterin der Stadt Schweinfurt, Frau Sorya Lippert, sowie in digitaler Form von der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber. Auch ein persönliches Dankschreiben der Landtagsabgeordneten Martina Gießübel unterstrich die gesellschaftliche Relevanz der Projekte.
Die Veranstaltung war ein Dank an alle, die sich für ein respektvolles Miteinander stark machen – und ein Aufruf, diesen Weg gemeinsam weiterzugehen.